Ouzo-Trial

  • Ouzo Trial 2020 - Stoupakis

    Stoupakis Chios Distillery – Ouzo Trial 2020

    Hallo, Servus, Moin Moin & Kalimera!

    Ein weiteres Highlight des diesjährigen Ouzo Trial war mein Besuch der Stoupakis Distillery auf der Insel Chios. Bereits in einem früheren Post hatte ich über den Ouzo "Kazanisto" aus dieser Brennerei berichtet, einem "Gourmet-Ouzo" ohne zusätzlichem Zuckerzusatz!

    Neugierig war ich, was ich bei Stoupakis so alles zum Thema Mastiha-Likör in Erfahrung bringen könnte. Denn Chios ist in Griechenland bekanntlich die "Produktions-Insel", wo seit der Antike aus dem Mastix-Baum der Rohstoff Mastix-Harz gewonnen wird. Und Stoupakis Distillery ist wiederum eine Brennerei, die aus dem Mastix-Harz ein "echtes" 100 % Destillat für ihren exquisiten Mastiha-Likör "Homeric" produziert. Aber mehr zum Thema Mastix & Mastiha später.

    Los ging's mit einer traumhaften Überfahrt von Lesbos nach Chios auf der "Nissos Samos", einer 1988 in Japan! gebauten Fähre, die locker 2.000 Passagiere und hunderte Pkws transportieren kann (Quelle: Wikipeda). Anbei Impressionen von dem Schiff und dem atemberaubenden Sonnenuntergang während der Reise. Das war schon ganz großes Kino (lach)!

    Die Nissos Samos vor Abfahrt im Hafen von Mytilini/Lesbos
    Ein grandioser Sonnenuntergang!
    Ankunft der Nissos Samos im Hafen von Chios

    Nach Ankunft im Hotel machte ich mich sogleich auf die Socken, um die wenige Zeit auf der Insel zu nutzen, so viel wie möglich an Bildern & Informationen aufzusaugen. Mein erster Eindruck im Vergleich zu Mytilini auf Lesbos, es ist irgendwie anders (schicker?) hier in Chios-Stadt. Mit einem speziellen Flair? Vielleicht wohlhabender? Warum? Ich gab die Fragen am nächsten Morgen an Manolis Haviaras, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Stoupakis Chios Distillery, weiter, mit dem ich vor meinem Hotel zum Besuch seiner Brennerei verabredet war. Während der gemeinsamen Fahrt zur Brennerei zeigte mir Manolis die imposanten Anwesen der früheren genuesischen Besitzer. Unendlich lange Mauern aus Tuffstein, hinter denen sich die Paläste und Villen verstecken. Manolis erzählte mir, daß Chios vom 14. bis 16. Jahrhundert über 200 Jahre eine Kolonie der Republik Genua war. So erfuhr ich auch auf meine Frage, daß der Wohlstand der Inseleinwohner verschiedene Gründe hat: Chios war früher wichtiger Handelsort und schon immer die Heimat der Seefahrer, viele wohlhabende Reeder stammen auch in heutiger Zeit von der Insel. Dazu gibt es intensive familiäre Beziehungen in die USA und Australien, in New York sollen zum Beispiel sehr viele Nachkommen von Griechen leben, die ursprünglich von Chios stammten. Der wahre Schatz der Insel war und ist jedoch ...der Mastix.

    Mastix ist das Harz der Mastixsträucher oder kleiner Mastixbäume (Pistacia Lentiscus var. Chia), eine nur im Süden auf Chios gedeihende ursprungsgeschützte Pistazienvariante.

    Mastix-Baum auf Chios

    Durch Einritzen der Baumrinde tritt das Harzbalsam aus. Nach dem Eintrocknen und Aushärten entsteht der Mastix, die „Träne der Pistazie“ oder auch als „Träne von Chios“ bekannt. Um den Baumstamm herum wird zur Ernte (von Juli bis September) weißer Kalkstaub gestreut, damit die Harztropfen später von einem sauberen Untergrund aufgesammelt werden können. Die Mastix-Bauern müssen etwa zehn Pflanzen ritzen, um ein Kilogramm des begehrten Harzes zu gewinnen.

    Die Tränen von Chios

    Mastix war schon das Kaugummi der Antike. Geschmack und Duft waren sehr geschätzt. In den Harems der Sultane kauten es die Damen, es sorgte für frischen Atem. Noch heute wird Zahnpflegekaugummi mit Mastix produziert.

    Und jetzt vom Mastix-Baum zum delikaten Mastiha-Likör (lach). Manolis hat es mir während meiner Besichtigung in der Brennerei Stoupakis erklärt & gezeigt. Für mich als Ouzo-Spezialist war es umso interessanter von Manolis zu erfahren, daß ein "echter" Mastiha-Likör wie ein "echter" Ouzo hergestellt wird. Zu den Kräutern wird Mastix-Harz in größeren Mengen zur Destillation beigefügt, mit der selben traditionellen Brenntechnologie destilliert. Das 100 % Mastiha-Destillat wird anschließend mit entmineralisiertem Wasser auf Trinkstärke von 28 % Vol. reduziert und mit zusätzlichem Zucker angemischt. Fertig ist der Premium-Mastiha "Homeric" aus dem Hause Stoupakis. Auf dem Etikett steht geschrieben: "100 % Distilled"!

    Ähnlich wie bei preiswerten Ouzos mit nur 20 % Destillatanteil, wo zur zusätzlichen Aromatisierung Anis-Öl verwendet wird, aromatisieren andere Mastiha-Hersteller ihren Mastiha adäquat mit Mastix-Öl. Daher auch die Qualitäts- und somit Preisunterschiede zu einem Mastiha aus 100 % Destillat-Anteil, wie der Mastiha "Homeric". Aber wie schon mehrmals von mir gesagt, am Ende ist alles eine Geschmackssache! Ein einfacher Mastiha reicht auch völlig als Geschmacksträger in einem Cocktail. Mehr Infos hier dazu in einem früheren Blog-Artikel von mir: Mastiha Cocktails & Longdrinks selbstgemacht

    Hiermit werden der feine Ouzo Kazanisto sowie der delikate Mastiha-Likör Homeric destilliert
    Destillation & Technik mit Tradition!! Destillation & Technik mit Tradition!!
    Alles tipptopp! Perfektion kann man hier am Zustand der Produktion sehen! Bravo! Alles tipptopp! Perfektion kann man hier am Zustand der Produktion sehen! Bravo!
    HOMERIC Liköre von Stoupakis HOMERIC Liköre von Stoupakis
    Eine Verkostung des Ouzo Kazanisto 40 % und 46 % Vol. zum Abschluss eines sehr schönen Besuches

    Fazit: Ein hochinteressanter Tag im Hause der Stoupakis Distillery auf der Insel Chios! Auch hier wieder ganz klar die Themen Tradition, Qualität, Geschmack & Genuss im Fokus. Und auch hier habe ich wieder die Bestätigung erhalten, daß es die kleinen Familienbetriebe sind, welche uns die feinen Sachen herstellen & liefern können, wonach wir doch alle suchen. Oder? (lach)

    Vielen Dank an Manolis Haviaras und seinem Team für den freundlichen Empfang!

    Wer gleich Interesse am Mastiha Homeric hat, hier gehts direkt in den Ouzoland-Shop.

    Mastiha Homeric Stoupakis Likör (0,7 l)

    Jamas!

    Euer „Ouzomann“ Frank

  • Ouzo Trial 2020 - Giannatsis

    Hallo zusammen!

    Nachdem es leider etwas ruhig hier im Ouzoland-Blog in den letzten Monaten war, nun heute endlich mein erster Bericht vom diesjährigen Ouzo Trial auf den griechischen Inseln Lesbos & Chios. Es ist nunmehr schon eine Tradition, jedes Jahr Brennereien, Weingüter sowie weitere Lieferanten in Griechenland zu besuchen, deren Produkte wir im Shop führen. Es sind ja gerade die kleinen hochspezialisierten Familienbetriebe mit zum Teil sehr langer Tradition, die mir persönlich ans Herz gewachsen sind. Denn genau von diesen Produzenten bekommt man das, was wir doch als Konsumenten wieder zu schätzen wissen: Produkte mit Qualität und Geschmack, mit einer Geschichte, aber auch mit einer Exklusivität, also die sich von Massenprodukten der Discounter deutlich abheben.

    Ja, ich habe es nun geschafft!! Nach dem Ende der virusbedingten Reisebeschränkungen im Sommer 2020 ging es im September auf nach Lesbos & Chios. Ich war schon überrascht, daß die Flüge von München nach Athen sowie weiter nach Lesbos doch sehr gut ausgebucht waren. Viele rüstige Senioren aus ganz Europa darunter, die wohl den Spätsommer auf der Trauminsel Lesbos genießen wollten.

    Warum ausgerechnet nach Lesbos in diesen Zeiten? Lesbos ist schlichtweg die Ouzo-Insel! Die Heimat der guten Ouzos, sagen die dortigen Hersteller stolz. Und das schon seit über 100 Jahren! Fast die Hälfte der griechischen Ouzo-Produktion stammt von der Insel Lesbos. Für einen Ouzo-Fachhändler ist es somit ein Muss, irgendwann dieses „Mekka“ der 14 (?) Ouzo-Brennereien auf einer Insel selbst zu erkunden.

    Hersteller der Ouzo of Plomari und Ouzo of Mytilene

    Mein Ouzo Trial 2020 startete an einem Montagmorgen im September, 9:00 Uhr. Manolis Sirellis, Mitinhaber & Geschäftsführer der Demitrios Giannatsis Plomari Distillery Ltd. stand überpünktlich vor meinem Hotel und nach kurzer Begrüßung nach „Corona-Art“ ging es mit der auf Lesbos bereits damals schon generell vorgeschriebenen „Maske im Gesicht“ im Firmenlaster los, quer durch die wunderschöne Insel zu seiner Brennerei. Unterwegs suchten wir beim befreundeten Fischer die spätere Mittagsmahlzeit aus, brachten die Fische zu einer befreundeten Taverne und weiter ging es nach Plomari zum Firmensitz.

    Demitrios Giannatsis Plomari Distillery Ltd.

    Zwangsläufig fährt man auf dem Weg im Ort Plomari an allen klangvollen Namen aus der bekannten Ouzo-Welt vorbei: Isidoros Arvanitis Distillery, der Hersteller des griechischen Marktführers „Ouzo of Plomari“, Barbayannis Distillery, der kleinen und sehr feinen Brennerei Pitsiladi Distillery, bis wir schließlich vor seiner Giannatsis Distillery standen. Da bei all den genannten vier Herstellern die Produktion sowie Abfüllung geografisch eingegrenzt im Ort Plomari erfolgt, dürfen diese Ouzos auf den Etiketten die geschützte geografische Angabe g.g.A. (engl. PGI) „Ouzo of Plomari“ zusätzlich führen. Ein weiteres bedeutendes „Ouzo-Cluster“ auf Lesbos befindet sich im Gebiet der Inselhauptstadt Mytilini. Dort führen zehn Brennereien auf ihren Etiketten die geschützte geografische Angabe g.g.A. „Ouzo of Mytilene“. Wie ich von Manolis erfuhr, Brennereien, die an der Vermarktung ihrer Ouzos mit geschützter geografischen Angabe interessiert sind, müssen erst eine entsprechende Überprüfung durch den speziellen „Mytilene Chemical Service“ durchführen lassen.

    Destillation ist ein Handwerk mit langer Tradition

    Zurück zum Ouzo Giannatsi: Feine Brennerei, modern, alles tipptopp, freundliche und offene Menschen, wie eigentlich überall auf Lesbos. Manolis nahm sich besonders viel Zeit, um mich auch einmal hinter die Kulissen der Produktion schauen zu lassen. Die Qualitätsunterschiede beim Ouzo hängen ja stark vom Produktionsverfahren sowie von den verwendeten Rohstoffen ab. Eine Spezialität seiner Brennerei sind eben die Ouzos aus 100 % Destillatanteil. Also es werden 100 % destillierter Ouzo mit einem Alkoholgehalt zwischen 55-80 % Vol. aus dem „Herzstück“ der Destillation entnommen und diese mit demineralisiertem Trinkwasser auf Trinkstärke von min. 40 % Vol. durch Vermischen reduziert. Je nach Rezept kann dabei noch Zucker oder Honig beigefügt werden, wobei der Premium-Ouzo Giannatsi mit 45 % Vol. ohne zusätzlichen Süßstoff auskommt, da er sehr kräuterbetont ist.

    Handsortierter Anis von Lesbos ist eines der Rohstoffe des Ouzos
    Anis von Lesbos, wohl der Beste der Welt?
    Anis von Lesbos, bereit zur Destillation
    Nach der Destillation "reift" der Ouzo einige Zeit in Edelstahltanks
    Moderne Abfüll- und Etikettieranlagen
    Ouzo Giannatsi 42 % Vol. direkt nach der Abfüllung
    Die Qualität des Ouzo wird ständig überwacht

    Was habe ich sonst noch neu hinzugelernt? VIEL!

    Ja, es steckt nicht nur der aromaintensive Anis von Lesbos im Ouzo Giannatsi! (lach) Die Liste ist lang und klingt auch interessant: Mastix von Chios, Koriander, Kardamom, Muskatnuss, Bittermandel, Angelika Wurzel, Süßwurzel, Zitrusschale, Zwiebeln, Gerste, Brot (lach) und …Meersalz von Lesbos. Zur Destillation wird Rohalkohol aus Gerste oder aus Melasse von Zuckerrüben benutzt. Das Ouzo aus Tresterbrand (Tsipouro) hergestellt wird, das ist nicht korrekt, auch wenn es im deutschen Internet oft zu lesen ist. Mit dem sogenannten Gesetz 971 ist bereits seit 1917 in Griechenland klar geregelt, was ein Ouzo und was ein Tsipouro ohne/mit Anis ist. Also für mich ist ein „echter“ Ouzo definitiv ein „echter“ Kräuterschnaps! (lach)

    Und dann kursiert doch unter Ouzo-Trinkern die Behauptung (Gerücht?), dass man am Grad der Weißfärbung beim Ouzo-Wasser-Gemisch die Qualität des Ouzos erkennen könnte. Weiß-milchig in der Farbe des Gemisches steht demnach für einen besonders guten Ouzo. Nee, ich wurde eines Besseren belehrt. Ist am Ende auch einleuchtend, da physikalisch nachvollziehbar. Da wo mehr Anisöl (Anethol) zur Aromatisierung im Ouzo enthalten ist, da wird das Ouzo-Wasser-Gemisch auch weißer, halt der physikalische Louche-Effekt. Da wo mehr echter Anis als Samen mit weniger Ölanteil im Destillat steckt, da ist das Ouzo-Wasser-Gemisch eher hellgrau bis grau. Kann jeder mal selbst ausprobieren. Schöner Test, der auch anderen Beteiligten viel Spaß bereitet. Stichwort: Ouzo-Abend mit verschiedenen Destillaten verschiedener Hersteller (lach)!

    Und was war in der Zeit meines Besuches in der Brennerei mit dem Fisch vom Morgen passiert? Den haben wir dann nachmittags gemeinsam in einer Art „Symposium“ aufgefuttert. In der Taverne der Freunde, im Freien sitzend, direkt am Meer, mit einem Blick auf ein einsames Fischerboot. Dazu ein Gläschen Ouzo Giannatsi, schön mit Wasser und Eis. Nostimo!

    Griechische Lebensart pur!
    Trauminsel Lesbos!

    Vielen Dank an Manolis Sirellis und seinem Team für den freundlichen Empfang!

    Wer gleich Interesse am Ouzo Giannatsi hat, hier gehts direkt in den Ouzoland-Shop.

    Ouzo Giannatsi Plomari 42% (0,7 l)

    Jamas!

    Euer „Ouzomann“ Frank

     

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